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Werner Fahrner, Hobby Fotograf , CH
Natur & Tierfotografie
Herzlichen Dank für Ihre Meinung und Anregung
© Werner Fahrner // wefa
Das Märchen
Kalif Storch
Das Geheimnis der Storchensprache
vom
(Deutsches Märchen nach Wilhelm Hauff)
Fotos: Werner Fahrner
illustriert von Heinz Ebel
In Bagdad
lebte der Kalif Chasid...
Kalif = Herrscher im mohammedanischen Reich
Wesir = Minister im mohammedanischen Reich
Krämer = Kleinhändler
... An einem schönen Nachmittag saß der "Kalif" Chasid auf seinem Sofa, rauchte aus einer langen Pfeife und trank Kaffee. Da besuchte ihn sein "Wesir" Mansor.
„Was ist los? Woran denkst du?“, fragte der Kalif.
„Herr, da unten am Palast steht ein Krämer. Er hat sehr schöne Sachen. Ich ärgere mich, dass ich nicht genug Geld habe“, antwortete der Wesir.
Der Kalif wollte seinem Wesir eine Freude machen. Deshalb schickte er einen Boten hinunter, der den Krämer heraufholen sollte. Bald kam der Bote mit dem Krämer zurück. Der Krämer war ein kleiner, dicker Mann mit schwarzbraunem Gesicht und zerrissener Kleidung.
Er trug einen Kasten, in dem er viele Waren hatte: Perlen, Ringe, Pistolen, Becher und Kämme.
Der Kalif und der Wesir schauten sich alles an. Der Kalif kaufte schließlich für sich und Mansor schöne Pistolen und für die Frau des Wesirs einen Kamm.
Als der Krämer wieder gehen wollte, sah der Kalif ein kleines Kästchen. „Was ist in dem Kästchen?“, fragte Chasid den Krämer. Der Krämer zog eine Dose heraus. In der Dose war ein schwarzes Pulver und ein Zettel. Die Schrift auf dem Zettel konnten Chasid und Mansor nicht lesen. Der Kalif war aber neugierig. Deshalb kaufte er die Dose.
Am nächsten Tag ließ er Selim ins Schloss kommen. Selim war ein
Gebildeter Mann, der alle Sprachen verstand. Er betrachtete lange die Schrift.
Endlich rief er: „Das ist lateinisch, Herr! Auf dem Zettel steht: Wenn du dich in ein Tier verwandeln willst, dann musst du von dem Pulver schnupfen und dabei sprechen: Mutabor !
Du verstehst dann auch die Sprache der Tiere. Willst du aber wieder ein Mensch sein, dann verbeuge dich dreimal nach Osten und sprich wieder: Mutabor !
Pass aber auf, wenn du verwandelt bist! - Du darfst nicht lachen, sonst vergisst du das Zauberwort und bleibst ein Tier.“
Der Kalif freute sich sehr darüber, dass er nun das Geheimnis kannte. Er gab dem Gelehrten ein schönes Geschenk und befahl ihm, niemandem von dem Geheimnis zu erzählen.
Zu seinem Wesir aber sagte der Kalif: „Da habe ich gut eingekauft, Mansor. Ich freue mich, dass ich auch ein Tier sein kann. Komm morgen zu mir! Wir gehen miteinander aufs Feld, schnupfen aus meiner Dose und hören, was die Tiere in der Luft und im Wasser, im Wald und auf dem Feld sprechen.“
Am anderen Morgen nahm der Kalif die Dose mit dem Zauberpulver und ging in den Palastgarten. Dort traf er sich mit dem Wesir. Dann machten die beiden Männer einen Spaziergang.
Nach einiger Zeit kamen sie an einen Teich.
Am Ufer sahen sie einen Storch. Der Storch lief hin und her, suchte Frösche und klapperte mit dem Schnabel.
Zugleich sahen Chasid und Mansor weit oben in der Luft noch einen anderen
Storch herbei fliegen.
„Ich glaube, diese beiden Störche wollen miteinander sprechen“, sagte der Wesir.
„Wenn wir Störche werden, können wir dem Gespräch zuhören.“
„Gut, ich bin einverstanden“, sprach der Kalif. „Aber wir müssen daran denken, dass wir nicht lachen dürfen. Sonst sind wir verloren.“
Der Kalif und der Wesir schnupften von dem Pulver aus der Dose und beide riefen:
„Mutabor!“
Da wurden ihre Beine plötzlich kurz, dünn und rot. Die Arme wurden zu Flügeln. Der Hals wurde lang und den Körper bedeckten weiche Daunen und Federn.
„Ihr habt einen hübschen Schnabel, Herr Wesir“, sprach staunend der Kalif.
„Danke“, antwortete der Wesir, der sich verbeugte. „Eure Hoheit, Ihr seht als Storch noch hübscher aus als vorher.“
Während dieser Zeit war der andere Storch auf der Erde angekommen und ging zum Storch am Teich.
Die beiden verzauberten Störche hörten interessiert folgendes Gespräch:
„Guten Morgen, Frau Langbein, so früh schon auf der Wiese?“
„Schönen Dank, lieber Klapperschnabel! Ich habe mir ein kleines Frühstück geholt. Möchten sie vielleicht ein Viertel Eidechse oder einen Froschschenkel?“
„Nein, danke, ich habe heute keinen Appetit. Ich bin sehr aufgeregt, denn ich soll heute Abend vor den Gästen meines Vaters tanzen. Ich will jetzt noch üben.“
Nun probierte die junge Störchin verschiedene Tanzschritte. Zuletzt stand sie auf einem Bein und flatterte mit den Flügeln.
Da mussten Chasid und Mansor laut und lange lachen.
„Das war ein Spaß“, sagte schließlich der Kalif. „Schade, dass die Tiere durch unser Lachen erschrocken und weg gelaufen sind.“
Plötzlich dachte der Wesir daran, dass das Lachen während der Verwandlung
verboten war.
„Oh weh!“, rief er, „hoffentlich müssen wir nun nicht Störche bleiben. Wie heißt das dumme Wort? Ich habe es vergessen!“
Chasid und Mansor drehten sich nach Osten, verbeugten sich und sprachen dazu:
„Mu - Mu - Mu“
Das wiederholten sie mehrmals. Aber sie wussten das Zauberwort nicht mehr. Der Kalif und sein Wesir waren und blieben Störche.
Traurig liefen der verzauberte Kalif und sein verzauberter Wesir über die Felder. Sie wussten nicht, was sie machen sollten.
In die Stadt zurück konnten sie nicht, denn sie dachten:
„Die Einwohner von Bagdad glauben uns bestimmt nicht, dass wir der Kalif und der Wesir sind.“
(Welcher Storch ist nun der Kalif Chasid & welcher sein Grossvesier Mansor?)
Chasid und Mansor flogen oft auf die Dächer von Bagdad. Sie schauten sich an, was in der Stadt los war
Eines Tages saßen sie auf dem Palast des Kalifen. Da sahen sie unten auf der Straße eine große Menschenmenge.
Trommeln und Pfeifen ertönten. Ein Mann in goldener Kleidung ritt auf einem geschmückten Pferd. Der Mann war von vielen Dienern umgeben.
Zahlreiche Menschen liefen ihm hinterher und alle schrien: „Es lebe "Mizra",der Herrscher von Bagdad!“
Da sagte der Kalif Chasid:
„Dieser Mizra ist der Sohn des mächtigen Zauberers Kaschnur und Kaschnur ist mein Todfeind. Bestimmt hat er uns verzaubert.“
Als es dunkel wurde, suchten sie eine Unterkunft für die Nacht .
Sie flogen zu einer Ruine, die früher ein Palast gewesen war. Das Fliegen war für die beiden Störche sehr anstrengend, denn sie hatten noch keine Übung.
Chasid und Mansor gingen durch die Gänge der Burgruine, um einen trockenen Platz zu finden.
Plötzlich blieb Mansor stehen:
„Herr“, sagte er, „ich habe Angst! Ich höre, dass in der Nähe jemand weint.“
Der Kalif horchte, auch er hörte deutlich das Weinen.
„Es ist hier!“,
sprach er, lief zu einer Tür und machte sie auf.
In dem dunklen Raum saß eine große Eule auf dem Boden. Tränen rollten ihr aus den großen, runden Augen. Als sie den Kalifen und den Wesir sah, schrie sie laut vor Freude.
Dann rief sie: „Willkommen, liebe Söhne! Ihr werdet mir Glück bringen, denn nur Störche können mich retten. So wurde mir gesagt!“
„Liebe Eule“, sagte der Kalif,
„ich glaube, das ist nicht wahr. Wir brauchen selbst Hilfe. Wenn du unsere Geschichte hörst, wirst du das verstehen.“
Daraufhin erzählte der Kalif, was er und der Wesir erlebt hatten.
Als der Kalif mit seiner Erzählung fertig war, sprach die Eule:
„Hört auch meine Geschichte! Ich bin genau so unglücklich wie ihr. Ich heiße Lusa und mein Vater ist der König von Indien. Der Zauberer Kaschnur, der euch verzauberte, hat auch mir Unglück gebracht.
Er kam zu meinem Vater und wollte mich zur Frau für seinen Sohn haben. Aber mein Vater wurde zornig. Er befahl seinen Soldaten, den Zauberer die Treppe hinunterzuwerfen.
Eines Tages kam der Zauberer in anderer Gestalt wieder zu mir. Als ich im Palastgarten war und Durst hatte, kam er als Diener verkleidet und gab mir ein Getränk. Das Getränk verwandelte mich in eine Eule.
Kaschnur brachte mich anschließend hierher und rief:
„Da sollst du bleiben, hässlich und unglücklich bis zu deinem Tod! Du kannst nur befreit werden, wenn dich jemand heiratet. Wer dich zur Frau haben möchte,
muss aber selbst verzaubert sein.“
Seit dieser Zeit lebe ich ganz allein in dieser Ruine. Kein Tier kann mich leiden. Die schöne Natur kann ich nicht sehen, denn ich bin am Tage blind. Nur in der Nacht kann ich umherfliegen.“
Nach dieser Geschichte der verzauberten Prinzessin sagte der Kalif:
„Unser gemeinsames Unglück ist ein Rätsel. Aber wie wollen wir dieses Rätsel lösen?“
„Ich weiß vielleicht, wie wir uns retten können“, antwortete die Eule.
In einem Saal trifft er sich mit zahlreichen anderen Zauberern. Beim Essen und Trinken erzählen sie über ihre bösen Taten. Vielleicht spricht Kaschnur dann das Zauberwort aus, das ihr vergessen habt.“
„Der Zauberer Kaschnur kommt manchmal zu dieser Ruine. Denn da gibt es eine dunkle Höhle.
„Wann kommt er? Wo ist der Saal?“, rief der Kalif.
„Seid nicht böse“, sprach die Eule, „aber für meine Hilfe müsst ihr mir einen Wunsch erfüllen!“
„Sprich! Sprich!“, schrie Chasid. „Wir tun alles, was du willst!“
Da sagte die Eule:
„Ich möchte auch gern wieder ein Mensch sein. Aber das kann nur geschehen, wenn einer von euch mich heiratet.“
Die Störche gingen hinaus und unterhielten sich vor der Tür.
„Wesir“, sprach der Kalif, „das ist eine dumme Sache. Aber ihr könnt die Eule
nehmen.“
„So?“, sagte der Wesir. „Was soll meine Frau dazu sagen? Auch bin ich ein alter Mann. Ihr seid noch jung und unverheiratet. Ihr seid der richtige Mann um eine junge, schöne Prinzessin zu heiraten.“
Der Kalif wurde nachdenklich.
„Woher weißt du, dass sie jung und schön ist?“, sprach er.
Chasid und Mansor redeten noch lange. Zum Schluss war der Kalif bereit,
die Eule zu heiraten.
Die Eule freute sich sehr und sagte:
„Wir haben Glück. Wahrscheinlich werden sich die Zauberer in dieser Nacht versammeln.“
Kurze Zeit später ging die Eule mit den Störchen einen dunklen Gang entlang bis zu einer Mauer.
Durch ein Loch konnten sie in einen unheimlichen großen Saal sehen. An einem runden Tisch saßen acht Männer.
Einer dieser Männer war der Krämer, der den Störchen das Zauberpulver verkauft hatte.
Er erzählte gerade die Geschichte des Kalifen und seines Wesirs.
„Was für ein Wort hast du ihnen denn gegeben?“, fragte ein anderer Zauberer.
„Ein Wort, das man sich schlecht merken kann. Es heißt Mutabor.“
Als die Störche das hörten, war ihre Freude groß. Sie liefen mit der Eule schnell zum Tor der Ruine.
Dort sprach der Kalif zur Eule:
„Retterin unseres Lebens! Du sollst zum Dank für deine Hilfe meine Frau werden!“
Dann drehten sich die Störche nach Osten.
Sie verbeugten sich dreimal und riefen: „Mutabor“
Sofort waren sie verwandelt und umarmten einander und weinten vor Freude.
Aber wie staunten sie, als sie sich umsahen. Ein schönes Mädchen stand vor ihnen.
Lächelnd gab es dem Kalifen die Hand. „Seht, was aus eurer Eule geworden ist!“, sagte es.
Der Kalif freute sich über die Schönheit des Mädchens so sehr, dass er rief:
„Es ist mein größtes Glück, dass ich ein Storch gewesen bin!“
Die Prinzessin, der Kalif und der Wesir reisten nun nach Bagdad. Der Kalif fand in seiner Kleidung nicht nur die Dose mit dem Zauberpulver, sondern auch seine Geldtasche. Er kaufte alles, was sie für die Reise brauchten.
In Bagdad staunten die Menschen über die Ankunft des Kalifen. Sie hatten geglaubt, dass der Kalif tot wäre. Das Volk freute sich, seinen geliebten Herrscher wiederzuhaben.
Wütend zog das Volk in den Palast und nahm den alten Zauberer und
seinen Sohn gefangen.
Der alte Zauberer Kaschnur wurde in der Ruine, wo die Prinzessin als Eule gelebt hatte, für immer eingesperrt.
Sein Sohn Mizra musste von dem Zauberpulver schnupfen. Das Zauberwort des Kalifen verwandelte ihn in einen Storch. Dann wurde er in einen Käfig gesperrt und im Garten des Kalifen aufgestellt.
Liebe Storchenfreunde - so hat die Geschichte vom Kalifen von Bagdad und seinem Grossvesir doch noch ein glückliches Ende gefunden,
Vielleicht ist das der Grund, dass wir die Storchensprache bis Heute nicht lernen und verstehen können. Denn wir Menschen sind sehr vergässlich besonders im Alter wenn wir Oma und Opa sind.
Darum habe auch ich mich nie getraut, dieses schwarze Pulver zu schnupfen und vor allem habe ich mich gefürchtet das Zauberwort "Mutabor" auszusprechen.
So bleibt mir nur bis Heute, das Beobachten dieser stolzen Vögel, und ich hoffe, dass ich manch mal ihre Sprache und Gedanken,
doch erraten kann.
Die Storchenfamilie im Schweglers Storchenzauberwald.
Leider war ihr Storchenküken nur ein paar Tage überlebt.