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Die Geschichte der Storchensiedlung in Steinmaur ZH (CH)

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So wurde die Storchensiedlung 1980 in Steinmaur geboren...

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Die Geschichte der „Storchensiedlung“ in Steinmaur

Text: Werner Fahrner, Dielsdorf 2019;  (Alle Infos, stammen aus alten Zeitungsartikeln und wurden von mir ergänzt und angepasst.)

                              

  Es war einmal …

......So beginnen viele Märchen in unserer Kinderzeit und nach einigen „auf & ab’s“ der Gefühle, enden sie für alle Beteiligten meistens glücklich.

      In diesem Sinne, möchte auch ich die ....

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                                       Chronik oder die Geschichte, - der Storchensiedlung erzählen.

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....1950 -1980  

    Wir befinden uns in der Zeit nach dem 2.Weltkrieg, am Anfang unseres beginnenden Wirtschaftswunders. Die Störche die unsere Eltern und Grosseltern im Zürcher Unterland noch ganz natürlich auf Feld und Wiesen gesehen haben – sind leider ab ca.1950 in der Schweiz ausgestorben. Die Trockenlegung der Wiesen und des Rieds, die Ausdehnung der Bevölkerung, entzog ihnen die Nahrung und den Bruterfolg. Die Horste auf den Kirchendächern blieben leer. Viele der Störche starben an Unfällen mit den Stromleitungen und baulichen Hindernissen.

    Das ist aus heutiger Sicht für jede werdende Mutter fast nicht vorstellbar, dass diese schönen und stolzen schwarz/weissen Glücksbringer, nicht mehr heimisch waren.

 

1978 -1984

    Aus diesem Grunde wurde die Storchensiedlung  im Jahr 1980 in Steinmaur, in Zusammenarbeit mit den Storchensiedlungen Altreu und Hombrechtikon, zur wieder Ansiedlung der Weissstörche auf privater Ebene gegründet.

 

    Im Rahmen eines Seniorenausflugs, machten sich einige Senioren aus Steinmaur im Jahre 1978 auf eine kleine Reise, in die schon damals bekannte Storchen Aufzuchtsiedlung in Altreu im Kanton Solothurn.

 

    Seit 1948 hatte der damalige schweizerische Storchenvater, Lehrer und Ornithologe Max Blösch, von der Storchenwarte Altreu, die Zeichen der Zeit erkannt und versuchte das Storchendefizit mit Nachzucht von jungen Störchen aus Algerien auszugleichen. Zwei von unseren Senioren (Gusti Lang, Miggel Ewald, Ruedi Schmid, Jakob Lehmann, Arthur Truninger, Elisabeth Willi, Sybille Ropp, Jack Mutter, Friz Schär) waren so begeistert von diesem Projekt, dass sie sich gleich an die Arbeit machten, um in Steinmaur eine Aussenstation der Storchensiedlung Altreu zu organisieren. Schnell gelang es ihnen von fast 400 Spendern, darunter auch von den Behörden umliegender Gemeinden, dem Frauenverein von Steinmaur und vielen privaten Gönnern, einige tausend Franken als Betriebskapital zu sammeln. Nun stand unserer Storchensiedlung nichts mehr im Weg.

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1980

   So konnten im November 1980 unterhalb der Kirche zehn Jungstörche in ihre neue Heimat einziehen. Leider mussten die jüngeren vier Jungstörche die ersten Jahre im geschlossenen Gehege leben, da sie sonst ihren Wandertrieb ausleben und sehr wahrscheinlich nicht mehr zurück ins Zürcher Unterland kommen würden. So wäre das ganze Projekt der Wiederansiedlung sehr gefährdet gewesen. Die brutfähigen Vögel stolzierten im grossen Gehege umher, als ob Steinmaur schon immer ihre Heimat war. Damit diese Störche nicht auf und davonfliegen konnten, wurde ihnen die Flugfedern gestutzt. Diese Federn wachsen ihnen in den nächsten Jahren nach. Nach vier Jahren, ist die Chance gross, dass wenigstens ihre da geborenen Jungstörche, auch wieder nach vier weiteren Jahren, - solange dauert es bei den Störchen, bis sie Geschlechtsreif sind -, wieder bei uns mit dem brüten beginnen. In dieser Zeit beherbergte die Siedlung 15 Störche im Alter bis zu drei Jahren. Im Weiteren bevölkerte die Siedlung noch zwei Gänse mit dem Namen Egon und Yvonne, dazu noch fünf Laufenten. Ausserhalb, zum fressen auch innerhalb des Geheges, lebten noch weiter sechs Störche.

 

1981 

    Die zehn Störche hatten den Winter mit langen ungewöhnlichen Kälteperioden gut überstanden. Gewiss, wenn man die Tiere so neben ihrem zugefrorenen Teich stehen sah, konnte man mit ihnen mitfühlen, dass sie sicher vom warmen Süden träumten. Doch die Muttersiedlung Altreu versicherte der Steinmaur Bevölkerung, dass die Störche mit dem Schnee und der Kälte bis -15 Grad keine Probleme haben, wenn sie genug Futter finden. Beim Zug in den Süden geht es ihnen offenbar nicht um das wärmere Klima, sondern eher um den reichhaltigeren Speisezettel (Mäuse, Frösche, Würmer, Fische, Käfer, Heuschrecken usw.) dafür erhalten sie bei uns im Winter, wenn Schnee liegt und alles gefroren ist Ruchfische aus dem Zürichsee. Das sind Weissfische mit vielen Fischgräten die als Beifang der Fischer nicht für Menschen verkauft werden, sondern für unsere Störche günstig (nicht billig!) zu bekommen sind.

 

​1982 

    Die Freude bei unseren auf Nachwuchs hoffenden Steinmaurer „Storchenväter“  war riesengross, als nach fast zweijähriger Aufzuchtsarbeit  Mitte Mai vier Küken schlüpften. Doch leider starben sie alle innert 10 Tagen. Die Untersuchung im Tierspital Zürich ergab, dass sie von ihren Eltern mit Gras gefüttert wurden, welches ihr Magen verstopfte. Die Störche, als reine Fleischfresser, können Gras nicht verdauen. „Gummiringli“ wurden von den Altstörchen, fälschlicher weise als Würmer angesehen und ebenfalls den Jungen Küken verfüttert. Auch Glasscherben, wegen ihrem Glitzern, wurden ebenfalls als Käfer verwechselt und den Kleinen gegeben. Das gleiche passiert aber auch in der freien Natur, laut Tierspital Zürich.

 

1983

   Die beiden freiwilligen Helfer Emil Ewald und Turi Truninger, wollten den Jungstörchen die Flugfedern stutzen. Dabei benutzte einer der Störche die Flucht aus der Siedlung. Gelandet war er dummerweise in der Kläranlage der Firma Dr.Maag.  Mit vereinten Kräften und Hilfe der Betriebsfeuerwehr konnte ihn Emil Ewald mit einem Brett vor dem Ertrinken in dieser stinkenden Brühe retten. Danach wurde der Storch zu „Robinson“ - so wurde er später genannt, weil er sich auf ein Brett (Insel) gerettet hat - mit warmen Wasser gebadet und getrocknet, so konnte er wieder nach Storch schmeckend, zu seinen Artgenossen zurückkehren. 

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1984

   Den Storchenbetreuer von Steinmaur ist es in diesem Jahr zum ersten Mal gelungen, eigenen Nachwuchs heranzuziehen. Nach dem im März acht Storchenpaare freigelassen wurden, kehrten „Flörli“ und „Florian“ sofort wieder in die Kolonie zurück und bauten sich auf dem Stangenhorst ein Nest, wobei sie zwei Jungvögel aufzogen. Auch der Kirchturm von Steinmaur bekam Besuch von einem Storchenpaar. Doch leider wurden die unbefruchteten Eier bald wieder von ihnen aus dem Nest befördert. Die Vögel waren wahrscheinlich noch ein bisschen zu jung um eine Familie zu gründen.

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   Auch ging es bei der Freilassung von Storch „Max“ mit seiner Geliebten Störchin nicht glücklich aus. „Max“ wurde bald darauf von einem streunenden Hund die Kehle durchgebissen und zerrupft. Seine Partnerin konnte sich in das  nahegelegene Neeracher Ried retten. In der nächsten Zeit wird sie wahrscheinlich keinen neuen Partner finden. Wenn nichts passiert, ist der Storch seinem „Ausgewähltem“ eher ein ganzes Leben treu.

               

                                                                 Das wäre doch sicher auch ein gutes Beispiel für uns Menschen.

                    

   Nicht nur die Tiere in der freien Wildnis, sind eine Bedrohung für unseren „Adebar“. Nein,  auch das Wetter mit sehr viel Regen, hatte so manches Storchenkind auf dem Gewissen. Die Störche polstern ihr Nest, so gut mit Grasbüscheln und Erde aus, dass das Wasser nicht mehr abfliessen kann und die Küken im Nest ertrinken. Wenn es dann auch noch kalt wird, haben sie keine Chance zum Überleben. Darum hoffen die Storchenfreunde, dass das schlüpfen der Kleinen nicht ausgerechnet in solch einer Wetterperiode stattfindet.

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    Auch Eifersuchtsdramen, kann es in einem Storchenleben geben. So geschehen im Elsass bei welchem eine Storchendame,  nach wochenlanger Verspätung von ihrer Reise in den Süden, zu ihrem „Ehemann“ zurückkehren wollte. Der langen Wartezeit müde, hatte sich das Männchen eine neue Gattin gesucht und gleich mit der Brut begonnen.

Der untreue Ehemann, hatte im letzten Jahr mit seiner „alten“ Partnerin fünf Küken grossgezogen.

 Auch die Störche nehmen so eine Affäre nicht auf die leichte Schulter. Zuerst wurde die Rivalin aus dem gemachten Nest vertrieben und die schon vorbebrüteten Eier kurzerhand aus dem Nest geworfen. Danach nahm sie sich den „untreuen“ Ehemann zur Brust und verletzte ihn mit dem spitzen Schnabel so sehr, dass er in der naheliegenden Storchensiedlung wieder gesund gepflegt werden musste. Ob sie später trotz allem doch noch ein Paar geworden sind, entzieht sich unserer Kenntnisse.   

 

 19985- 1990      Die Störche bekommen eine neue Heimat am Fischbach

1986 

    Die neue Storchensiedlung liegt zwischen den Dörfern Steinmaur und Dielsdorf am Fischbach, wo sie sich auch heute immer noch befindet. Sie wurde damals von der Bevölkerung mit einem grossen Fest, bei welchem auch fast der ganze Gemeinderat von Steinmaur zu den Gratulanten gehörte und mit einem Gläschen „Weissen“ auf eine glückliche Zukunft der Siedlung angestossen wurde. So bekamen die  Einwohner von Steinmaur und Dielsdorf, nicht nur eine Storchensiedlung, sondern auch, einen  Wunder- schönen Spielplatz mit Bänken und Tischen, um in aller Ruhe ihren "Babybringern" bei der eigenen Kinderstube über die Schultern schauen konnten. 

 

    Im Kinderzimmer der Störche, geht es viel leiser und ruhiger zu als bei uns Menschen. Da sind die Kleinen sprachlos und nur die Erwachsen lassen das bekannte klappern, zur Begrüssung des anderen Elternteils hören.

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    Die Storchensiedlung wurde ein beliebtes Ausflugsziel von Spaziergänger und Wanderer. Sie besteht aus zwei rundum geschlossenen Gehegen aber mit offenen Türen. Das grosse Gehege ist nach oben offen und ermöglicht den Störchen den freien Nest und Brutbetrieb vom Frühling bis Ende Sommer. Im ganzen Gehege leben Enten verschiedenerer Rassen und Herkunft zur Freude aller Besucher. Ein altes Bahnwärter Holzhäuschen vom „Pfaffenrank“, zwischen Sünikon und Schöfflisdorf, dient den Betreuern immer noch als Materialhäuschen. Später kam noch die alte grosse Postbaracke von Steinmaur dazu. 

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    Inzwischen hatte sich auch bei den „Storchengründer Väter“ vieles verändert. Die Verantwortung der Siedlung wurde jetzt an Miggel Ewald weitergegeben. Er organisierte manche Rettungsaktionen für junge Störche. 

 

1986 

    Für viele Menschen sind die Kirchtürme unerreichbar hoch. Zum Glück für unsere Störche, lebten in unseren Gemeinden auch Menschen, die keine Angst vor der grossen Höhe hatten. Wie zum Beispiel die Dachdecker Urs Riederer, Ari & Roger Weber. Sie verhalfen immer wieder bei ihren atemberaubenden Klettereien, den kleinen Jungvögel das Überleben, wenn mit den Altvögeln etwas passiert ist. So geschehen im Mai 1986, als sich ein Vogel das Bein gebrochen hatte  und nicht mehr auf den Kirchturm von Steinmaur zurückkehren konnte. Die Kleinen wurden von Ruedi Schmid - Alt Posthalter in Steinmaur -, von dem auch die Postbaracke in der Siedlung stammte, während rund 55 Tagen in seiner Garage aufgepäppelt und anschliessend in die Storchensiedlung überbracht.  

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1987 

    Auch auf der Kirche Stadel passierte ein ähnlicher Vorfall. Vier Storchenküken, wurden aus dem Horst auf der Kirche Stadel, vom sicheren Tod gerettet und von Ruedi Schmid ebenfalls liebevoll aufgezogen. Die Mutter der Kleinen war in eine Starkstromleitung geflogen und wurde dabei getötet. Das Männchen sass seither ununterbrochen auf dem Horst, um seine wenige Tage alten Kinder vor der Kälte und den Angriffen der Raubvögel zu schützen. Auf Futtersuche konnte er jedoch nicht mehr gehen und so drohte den Kleinen früher oder später der Hungertod. 

                    

Auch dieses Jahr war den Steinmaurer Bewohner das Babyglück der Störche auf dem Kirchturm glücklich gesinnt. Bei den Eiern, welche von ihren Eltern gut bewacht wurden, sind jetzt die Küken ausgeschlüpft und wurden von ihnen liebevoll warm gehalten und mit dem herausgewürgten Futter zärtlich gefüttert.  

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Rückblick:

   Die Steinmaurer Storchenkolonie kann auf zwei erfolgreiche Jahre zurückblicken, stellt Miggel Ewald fest. Dreizehn Junge seien in diesen beiden Jahren zur Welt gekommen. Das Konzept sieht vor, jeweils zumindest einen Jungstorch im Nest zu belassen, damit den Störchen ein Familienleben ermöglicht wird. Die weiteren Jungstörche werden bis zum vierten Lebensjahr in der Siedlung aufgezogen. 

 

   Dieses Konzept liess sich in den letzten beiden Jahren leider nicht verwirklichen. In Stadel mussten 1987 alle Jungtiere vom Kirchturm geholt werden weil die Storchenmutter verunfallt war. Im Frühling prasselte ein Dauerregen auf unser Gemeindegebiet, als der Storchennachwuchs aus den Eiern schlüpfte. Mehr als 24 Stunden Regen überleben die jungen Vögel nicht, darum wurden die unterkühlten Storchenbabys (es waren insgesamt fünf) von ihren verschiedenen Hochsitzen herunter genommen und kamen zur weiteren Aufzucht unter die Wärmelampen in die Siedlung Altreu.

 

Auch wenn ein Jungvogel länger als 24 Stunden von seinen Eltern getrennt wird, besteht kaum mehr Hoffnung, dass die Eltern ihr Küken wieder annehmen.

 

  Für zwei weitere Küken bei der Pferderennbahn, in schwindelerregender Höhe eines Elektrizitätsmasten kam die Hilfe leider zu spät.

 

   Störche die besonders auffallen, erhalten in der Kolonie Steinmaur einen Namen. Zum Beispiel der Jungstorch „Robinson“ der in der Kläranlage der Firma Dr. Maag gelandet war, gerettet wurde und im Sommer in den Süden gezogen ist und wurde seither leider nicht mehr gesehen. 

 

   Auch „Florian“ der Ehepartner von „Flörli“, hatte sein gefährliches Storchenleben nicht überlebt. Zuerst wurde er vom „Unterländer-Bahnexpress“ zwischen Sünikon und Steinmaur auf den Schienen angefahren, wobei er sich eine Brustquetschung eingehandelt hatte. Er wurde dann in der Siedlung gepflegt um später gleich wieder, diesmal auf der Autobahn Bülach-Kloten, das gleiche Schicksal zu erleben. Nach erneuter Genesung beendete er seinen Tatendrang, bei einem tödlichen Flug in eine Starkstromleitung. 

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    Erfreulich war der Umstand, dass einer der sechs beringten Jungstörche von der Siedlung Steinmaur, den Weg zu uns zurück fand. Sein Winterquartier, hatte er wahrscheinlich in Westafrika bezogen. Nach Erkenntnis der Siedlung Altreu fliegen die „Schweizer Störche“ von Ghana über Mauretanien, Marokko, die Meerenge von Gibraltar, Spanien Frankreich zurück an ihre Brutplätze. Das heisst sie segeln viel mehr, als das sie aktiv fliegen. In einer Höhe von 2000 bis 2500 Meter sind die thermischen Voraussetzungen dazu am besten. Die Störche reisen meistens in Gruppen. Die Männchen sind die letzten, die in den Süden fliegen und die ersten, die wieder zurückkehren. Die jungen schlüpfen nach 32 Tagen ab der Eiablage des Altvogels. Normalerweise fällt dieser Termin auf Anfang Mai. Wenn die Jungvögel fünf bis sechs Wochen alt sind, werden sie mit Hilfe eines Dachdeckers und einem Spezialisten der Storchensiedlung Altreu oder “Storch Schweiz“ in ihrem Nest beringt. Schon mit neun Wochen können die Jungstörche bereits fliegen. Das Flugtraining kann man gut beobachten, wenn sie auf Ihrem Horst wie auf einem Trampolin auf und ab springen und ihre noch kleinen Flügel ausspreizen. Das ist immer ein Zeichen, dass der eigenständige Flug bald kommen wird. 

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    Auf der Speisekarte der Störche stehen vor allem Würmer, Käfer, Frösche und mit Vorliebe „Mäuse“. Der Storch ist ein Fleischfresser, zählt aber nicht zu den Raubvögeln. Er schlingt seine Nahrung und verdaut sie direkt. Im Unterschied zum Graureiher, fehlt dem Storch einen Vorverdauungssack. Darum kann er keine allzu grossen Happen fressen. So müssen die Storchenbetreuer bei der Nachfütterung in strengen Winter, die Weissfische in ca. mausgrosse Stücke schneiden.  

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 1991 -1995  

Auch der damalige Bundesrat Adolf Ogi, besuchte die Storchensiedlung. Er liess es sich nicht nehmen einem Storch die Patenschaft anzubieten. Feierlich bekam Bundesrat Ogi vom Storchenvater Miggel Ewald die Patenschafts Urkunde  mit den Worten:  

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                                               „Jeder Mensch hat einen Vogel – aber nicht jeder einen Storch“.

 

                                              Ogi‘s Pflegling bekam den Namen „Ali Baba“ - Ringnummer 2783.

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    Warum er ihm diesen Namen gab wissen wir nicht, aber vielleicht hat es doch ein bisschen mit den 40 Räubern zu tun, da ja das Ziel unserer Siedlung ist, eine grössere Anzahl dieser Märchenvögel wieder bei uns begrüssen zu können. Jedenfalls hat sich „Ali Baba“ in seinem Leben sehr viel Mühe im Brutgeschäft gegeben. Denn schon bald konnte man eine frohe Botschaft ins Bundeshaus senden. Ali Baba hatte sich verliebt und gleich geheiratet. Die Antwort von seinem Götti kam Postwendend zurück:

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„Deiner Braut, lieber Ali Baba, wünsche ich erfolgreiches Eier brüten und – falls das bei Storchenväter Sitte ist – möchte ich Dich ermahnen, Deiner Gemahlin dabei behilflich zu sei. Es wird mich freuen, bald die Geburtsanzeige zu erhalten,“

 

 Da musste unser Bundesrat nicht lange Warten, denn nach ca.30 Tagen war es schon soweit: 

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Lieber Ali Baba,

drei Junge sind geschlüpft, wie toll!! Ich gratuliere Dir herzlich zu Deinem Familienglück und danke Dir für die Geburtsanzeige, oder wie man das bei Euch Störchen nennt. Sag mal, sind es Buben oder Mädchen, oder sogar beides. Lieber Ali Baba, bei so einer Kinderstube wirst Du jetzt wohl stark beschäftigt sein, um all die hungrigen Schnäbel ordentlich füttern zu können; hoffentlich hilft Dir Deine Frau dabei tüchtig mit. Jedenfalls wünsche ich der ganzen Storchen Familie von Herzen alles Gute.  – Dein Götti Adolf Ogi

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    Leider musste auch Bundesrat Ogi erfahren, dass ein Storchenleben sehr gefährlich sein kann und nur die wenigsten werden überleben.

 

Bei ihrer Geburt, wiegen die Störchlein nur 70 Gramm und sind sehr empfindlich gegen Witterungseinflüsse. Deshalb legt sich immer ein Tier des Elternpaares schützend über sie, während das andere Futter sucht. Rund 1 Kilo Fische, Frösche, Mäuse oder Würmer verschlingt ein Störchlein täglich, bis es nach 63 Tagen zirka 3.5 Kilogramm wiegt und überlebt. Darum ist es auch wichtig, dass viele Störche in ihren Horsten brüten können und wir bereit sind sie im Winter, wenn alles Stockbein gefroren ist mit Fischen nach zu füttern. So erhöhen wir den Fortbestand, weil es vor allem die älteren und brutfähigen Vögel die sind, welche sich eher nicht auf den gefährlichen Weg in den Süden und zurück machen.

 

1992  

   Nun auch ein Storchenvater wird nicht ewig für seine Schützlinge auf dieser Erde zur Verfügung sein. Leider verstarb auch Miggel Ewald im Alter von erst 65 Jahren, viel zu jung, an einer schweren Krankheit am 22.Mai 1992 und gab die Siedlung noch vor seinem Tod, in die Hände vom Ehepaar Hildegard & Rolf Heim. So konnte er sich von der Sorge um die Storchensiedlung beruhigt und in Frieden, von seinen „Märchenvögel“ – wie er die Störche immer gerne bezeichnet hatte,  Abschied nehmen  und auf seine letzte Reise, von dieser Welt gehen.  

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1992 

    Von jetzt an hatten die Störche eine “Storchenmutter“, die sich zusammen mit ihrem Ehemann mit ganzer Kraft dafür einsetzte, dass diese Siedlung in den Medien weiterhin bekannt bleibt. Sogar das Schweizer Fernsehen mit „Schweiz Aktuell“ besucht die Störche in Steinmaur und machte sie „Schweizweit“ bekannt.   

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Die „Storchenmutter“ Hildegard Heim, die sich diesen Spitznamen nicht selber ausgesucht hat, ist jemand, den man in Steinmaur bestens kennt. Als Hilde Heim im Mai 1992, die Aufgabe der Storchenmutter in Steinmaur übernahm, konnte sie nur ahnen, was sie erwarten würde. Die Siedlung sollte auch nach dem Tod ihres Vorgängers Emil Ewald (Miggel Ewald), welche er mit zwei  Freunden 1980 gegründet hatte, weiter in eine glückliche Zukunft geführt werden. Auf ihren langen, ausgedehnten Spaziergängen mit ihrem Hund „Jola“, begab sich Hilde Heim sehr gerne zum Storchengehege und fütterte die dort lebenden Tiere. Obwohl sie immer schon als freiwillige Helferin mitgearbeitet hatte, dachte sie nie daran, einmal in der Kolonie selbst so viel Verantwortung zu übernehmen. Doch jetzt musste sie sich mit dem Gedanken der „Leitung“ der Betreuergruppe, die sich um die Störche und Enten kümmerten, anfreunden. Sie führte und erzählte auch manchen Besuchern und Gruppen mit viel Wissen über das Leben der Störche. Auch machte ihr die Arbeit mit der Presse und den Medien sehr viel Spass. Bei der Spendersuche hatte sie ebenfalls immer einen grossen Erfolg.

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    „Wanderwegweiser“ in der nahen Umgebung mit der Aufschrift „Storchensiedlung“ zierten jetzt manchen Feld- und Wanderweg. Im Frühling zwischen April und Mai,  macht es besonders viel Spass eine Schulreise in die Siedlung zu organisieren, wo man beim Picknick und Wurst braten den Storcheneltern bei der Pflege der eigenen Babys zuschauen kann. Hildi Heim erzählte mit Begeisterung unseren Kindern aber auch ihren Eltern, was es alles braucht um ein grosser Storch zu werden.

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    Auch auf der Dielsdorfer Pferderennbahn haben sich die Störche eine eigene Familientribüne in der Ostkurve gebaut. Mit sensationeller Aussicht in luftiger Höhe, bei welcher sie das ganze Renngeschehen überblicken konnten. Vielleich hat es ja einigen Rennbesucher Glück gebracht und sie haben sich für eine Patenschaft oder als Gönner gemeldet. Ein Patenstorch mit dem Namen „Mustafa“ war in der Gunst seines Göttis dem Pressesprechers des Rennvereins Werner Bucher. Darum konnten sie wohl, die Rennen mit der ganzen Familie ohne gültige Eintrittskarte geniessen.  

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   Für die Storchenberinger war dieser Horst schon ein grösseres Problem. Drei Mitarbeiter der Nordostschweizerischen Kraftwerke AG (NOK), reisten zu diesem Zweck speziell aus dem Werkhof Birr (AG) an. Die Hochspannungsleitung von Regensdorf nach Bülach musste kurz abgeschaltet werden. In der Zwischenzeit floss der Strom aus Eglisau zu den Verbrauchern.

   Danach kletterte ein EWZ-Monteur auf den 18 Meter hohen Mast. Die etwa fünf Wochen alten Jungstörche stellten sich vollkommen regungslos (in der Natur heisst das „Todesstellung). So war es ein leichtes, sie in einem grossen Korb auf den Boden zu lassen. Nach der Beringung von Peter Enggist von der Storchensiedlung Altreu und dem Reinigen der verschmutzten und verklebten Schnäbel (Erstickungsgefahr) durch seine Frau, erhielten die drei Störche die Nummern 4443, 4444, 4445 und die Benennung der Heimatdatenbank „Vogelwarte Sempach CH“. Nach dieser offiziellen Passabgabe, wurden sie wieder auf ihr Nest hochgezogen. Nun hoffen wir, dass sie die Schweiz ein langes Storchenleben Aussenpolitisch würdevoll vertreten können.

 

   Alljährlich sind es in der Schweiz, mittlerweile etwa 10 bis 20 Jungstörche die zurückkehren und für weiteren Familienzuwachs sorgen.

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   Störche und Vögel verursachen oft Störungen am Elektrizitäts Leitungsnetz und sind meistens für Stromunterbrüche verantwortlich. Deswegen werden auf den Mastenspitzen Dreiecke und auf den Trägern sogenannte Besen oder Pinsel befestigt, um den Nestbau und das Niederlassen der grösseren Vögel auf den Leitungen zu verhindern. Die kleineren Arten die auf den Elektrokabeln sitzen passiert nichts. Aber bei so einem Storch, mit einer Flügelspannweite bis zu 2 Meter ist die Gefahr gross, dass er einen Kurzschluss auslöst und dabei stirbt.

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   In der Vogelwarte Sempach besteht eine Datenbank, die sämtliche Angaben wie Geburtsort, Geburtsdatum und Ausflugszeitpunkt der gefiederten Tiere erfasst. Durch Rückmeldung aus aller Welt und der Registration, der in der Schweiz verbleibenden Zugvögel, wird eine genaue Kontrolle über das Schicksal der beringten Störche ermöglicht.

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   Ob sie dereinst wieder in die Schweiz zurückkehren ist ungewiss. Nur etwa 6-8% der südwärts ziehenden Jungstörche finden wieder den Weg nach Hause. Die grosse Mehrheit kommt unterwegs ums Leben. Viele werden in den südlichen Ländern (auch Südfrankreich) von Jägern mutwillig abgeschossen. 

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   In Marokko wurde ein Storch nach Hinweisen aus der Bevölkerung, von der Polizei wegen Spionageverdacht verhaftet, weil er ein verdächtiges Packet auf seinem Rücken trug. Dank seines „Passes“ (Markierung) am Bein, und der Nachfrage in der Datenbank wurde er aber bald wieder freigelassen und konnte seine Aufgabe weiterhin erfüllen.

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Weniger Glück hatten welche Störche, die im Libanon von den Milizen (Ziviles Militär), als „Flakübungsziele“ (Luftabwehr) missbraucht wurden.

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   Beim Abflug im Sommer verlassen uns die jungen Störche zuerst. Danach folgen ihnen die weiblichen Erwachsenen. Die Männchen machen sich als letzte auf den Weg in den Süden. Bei der Rückkehr ist es umgekehrt. Ab Februar erscheinen die Männchen und erst später die Weibchen.

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                              Die „Jungstörche sehen wir erst wieder nach vier Jahren, wenn sie geschlechtsreif sind.

 

1993

    Auch dieses Jahr ist der Horst bei der Pferderennbahn besetzt. Hidegard Heim wollte dabei sein als Max Zumstein die zwei Jungvögel beringen wollte. Doch leider war das Nest leer. Nach langem Suchen fanden sie in der Nähe des Mastes, die Überresten eines kleinen Storches. Das zweite Storchenkind war spurlos verschwunden. Man vermutete, dass die Kleinen aus dem Nest fielen und von einem Fuchs gefressen wurden. Damit ist 1993 für die „neue Storchenmutter“ kein glückliches Jahr gewesen, da auch in der Siedlung vier Jungtiere nicht überlebt hatten.  

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   Der “Pechschwarze Tag“ in der Geschichte der Storchensiedlung, musste ausgerechnet die neue Storchenmutter erleben und auch psychisch und mental verdauen. 

  „ Ich heulte bei diesem Anblick nur drauflos und wollte die ganze Aufzucht nur noch hinschmeissen. Immer wieder fragte ich mich, was das für ein Mensch ist, der so etwas tun kann. So ein Feigling, der auf wehrlose, eingeschlossene Tiere schiesst!!“

                                                                    Meint Hildegard Heim entsetzt über diese Tat.

 

   Ein Unbekannter richtete in der Siedlung ein furchtbares Blutbad an! Fünf Vögel schoss er kaltblütig, durch das Gitter in die Brust ab - und weitere fünf wurden angeschossen.

   Bei den toten Vögeln handelte es sich um drei Störche, eine Lauf - und eine Mandarinente.  Zwei Störche, ein Waldrapp und zwei Enten erlitten Streifschüsse. Zwei der Tiere, ringen mit dem Tod.

  

   Auch Hildi‘s eigener Patenstorch „Jogi“, ein Sohn von „Ali Baba“ -  Bundesrat Adolf Ogi‘s Patenstorch – war leider auch unter den drei toten Störchen.

  

   Die Kantonspolizei ermittelte wegen „Sachbeschädigung“ (Tiere werden nach unserem Gesetz als Sache eingestuft). Am Tatort selber fand man 13 Patronenhülsen. Sie stammten vermutlich aus einem Kleinkalibergewehr „22-long-rifle“ – zum Beispiel ein „Flobert“.

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   Die angeschossen Vögel befinden sich im Tierspital. Beim Storch steht noch nicht fest, ob er überleben kann oder eingeschläfert wird. Die Tierärzte vermuten, dass sein rechtes Bein gelähmt bleibt. Ebenfalls kritisch, ist der Zustand des Waldrapps, dem der oder die Täter einen Flügel und ein Bein durchschossen haben. Hingegen haben die Mandarinente und die weisse Ente, trotz einem Bauch- respektive Brustdurchschuss gute Überlebenschancen, erklärt die Storchenmutter Hildegard Heim.

 

   Das „Massaker“ vom Wochenende ist schon der zweite Schicksalsschlag für Hilde Heim und ihre Storchenbetreuer. Schon im Frühling sind unter „mysteriösen“ Umständen unsere vier Jungstörche eingegangen.

 

  1994 

   Für eine „Artgerechte Haltung“ in einer Storchensiedlung, musste das Gehege neu auf drei Meter Höhe ausgebaut werden. Auch Steinmaur war von dieser Vorschrift betroffen. Das Geld für den höheren Zaun, musste zuerst von privaten Spendern zusammengebettelt werden. Eine weitere nicht einfache Aufgabe für Hilde Heim und Ihre Helfer. Doch auch der Gemeinderat steht hinter der Storchensiedlung, da er doch die Betreuer, zu einer Sitzung empfangen hat und ihnen die Erneuerung des Pachtvertrages, der 1995 ausgelaufen wäre, zu erneuern. Mit dieser positiven Nachricht, konnte man weitere Jungstörche aus Altreu, als Ersatz für die erschossenen Tiere in der Siedlung beherbergen.

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                                                                          „Jetzt git’s wider Läbe !!“; rief Hilde Heim,

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       als die jungen vier Ersatzstörche in Steinmaur eintrafen. Noch am Tag zuvor, war den ehrenamtlichen Helfern der Siedlung nicht ums lachen gewesen. Musste doch ein Jungstorch eingeschläfert werden, da sein Bein gebrochen war. Doch damit nicht genug. Die Jungvögel des Horstes bei der Pferderennbahn, hatten die starken Regenfälle nicht überlebt. Viele der kleinen Storchenküken fallen um diese Jahreszeit der schlechten Witterung zum Opfer.

    Aber am heutigen Tag ist es ganz anders. Sogar das Schweizer Fernsehen ist wieder einmal zu Gast, als die vier Jungstörche im Gehege freigelassen werden.

                                                       „Gell, Hilde – jetzt geht es dir wieder besser“  -  Rufen einzelne Zuschauer.

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      Die Storchenmutter strahlte wieder glücklich über das ganze Gesicht. Jetzt knallten die Champanierkorken und die Neuankömmlinge, werden gefilmt und fotografiert, liebevoll beobachtet und wissen nicht so recht, wie ihnen gescheht.

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„Für die vielen Spaziergänger, die hier mit ihren Kindern vorbei kommen, freut mich dieser Tag besonders. Bald wird es sich herumgesprochen haben, dass die „Storchi“ wieder neue Vögel bekommen hat“, - meinte Hilde Heim.

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1995-2000

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1996  

    Die Kinder haben das neue Gesicht der Storchensiedlung und die Spielmöglichkeiten vermutlich zuallererst entdeckt. Vielen Spaziergänger wird auch aufgefallen sein, dass eine weitere Sitzgelegenheit mit Tisch zum gemütlichen Picknick einlädt. Die Storchenpaare in der Siedlung sind übrigens eifrig am Brüten, während sich ein weiteres Brutpaar wieder bei der Pferderennbahn niedergelassen hat.  

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                                    Einen herzlichen Dank den Freizeit- & Storchenspendern:

                    

        Firma Brander AG, Steinmaur // Firma Gueng AG, Steinmaur //  Bezirkssparkasse, Dielsdorf // ZKB, Dielsdorf // Köchli Getränke, Steinmaur //

                        Bäckerei Fleischli // Frauenverein, Steinmaur // Chrabelstube, Steinmaur & allen Gönnerinnen und Gönner

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1997 

    Im Frühjahr 1997 traute Rudolf Tellenbach, ehemaliger Gemeindepräsident von Steinmaur, seinen Augen nicht, - 31 Störche bevölkerten das Gebiet Salem. Noch nie habe man in der Region so viele Störche gesehen. Die Storchenbetreuer sind mit diesem Resultat natürlich sehr zufrieden und glücklich. Zeigt es ihnen doch, dass sie auf dem richtigen Weg sind und sich die ganze Arbeit zum Wohle der Störche auch lohnt. 

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    Leider auch dieses Jahr, wurde ein kerngesunder 4.4 Kilogramm schwerer Storch, wieder die Zielscheibe eines schiessfreudigen Menschen. Die Betreuer fanden ihn lebend am Boden liegend, aus dem Schnabel blutend und mit einer drei Millimeter grossen Schusswunde im Bereich von Herz und Lunge. Ausserdem stellte der Tierarzt, leichte Brüche und innere Verletzungen fest und musste ihn leider einschläfern. Ob er im Flug oder in der Siedlung selber geschossen wurde gibt es leider keine Angaben. Auch in diesem Fall ergaben die Ermittlungen der Polizei keine Resultate. 

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   So ergeht es leider vielen Störchen, bei unseren südlichen Nachbarn, auf  ihrem Zug von Norden in den Süden und zurück. Nur mit dem einen Unterschied, dass sie keinen Tierarzt bekommen der sie erlöst, sondern sie sterben elendiglich in der Natur.

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                                                    Wahrlich - kein gutes Bild von uns Menschen in der heutigen Zeit !!!!

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Trotz allem war das Storchenjahr 1997 eher ein glückliches Jahr für die Storchenbetreuer. Nicht weniger als acht Junge, schlüpften Anfang Mai auf drei Horsten aus ihren Eiern und konnten beringt werden.

    Sobald ein Betreuer der Storchensiedlung die Leiter an den ersten Horst gelegt hat, flogen die Elternstörche davon. Von den benachbarten Strommasten aus, beobachteten sie genau, was die Menschen mit ihren Jungen im Schilde führten.

   Die Störche, erst knapp 40 Tage alt stellen sich tot. Die Augen sind zwar weit geöffnet, ansonsten zeigen die flauschigen, beige/weissen Jungstörche keine Regung. Max Zumbühl von der Muttersiedlung Altreu, befestigt behutsam das kleine Stücklein Metall, auf der die Registrationsnummer eingraviert ist, am Bein jedes einzelnen Storches. Anhand dieser Nummer, kann das weitere Leben jedes Storches, Weltweit verfolgt und registriert werden. Nach der Beringung, lassen sich die immer noch regungslosen Störche von einem Mitarbeiter der Vogelwarte Sempach, ebenso geduldig wägen und vermessen.

  „Storch Nummer 5641 ist 2 Kilo 100 Gramm schwer, sein Schnabel misst 10 Zentimeter, auch die Ernährung ist gut und sie haben genug Babyspeck zum überleben.“ -  lautet seine Feststellung.

    Jetzt nur noch schnell die Länge der Beine sowie der Flügel messen und dann geht’s zurück auf den Horst. Nach einer Viertelstunde, kreisten die Eltern wieder über den kleinen Störchlein und liessen sich nach längerer Beobachtung aus der Luft, wieder auf dem Nest nieder. Erst nach dieser Zeit waren vom Boden aus, die kleinen Köpfe der Jungen wieder sichtbar.

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Hilde Heim und ihre helfenden Betreuer mussten in den letzten Jahren immer wieder mit ansehen, wie die Störche, die aus der  Siedlung und von auswärts stammten, entweder keine Eier ausbrüteten oder die geschlüpften Jungstörche bald starben. 

      „Wir sind immer froh, dass wir endlich wieder Störche haben, die bei uns natürlich und freiwillig ihre Jungen aufziehen“, - freute sich Hilde und   Rolf Heim.

    Seit ihrer Übernahme der Storchensiedlung vor 5 Jahren, waren noch nie so viele Storchenbabys geschlüpft wie dieses Jahr. In den total fünf Horsten in und um die Storchensiedlung leben zurzeit zehn Störche. In vier Nestern sind Anfang bis Mitte Mai die Jungen Küken geschlüpft. Leider haben die vier Erstgeschlüpften das kalte und feuchte Wetter an Auffahrt nicht überlebt. Die acht frisch beringten Jungstörche werden im nächsten Monat das fliegen erlernen und werden Ende Sommer (Mitte August) vor ihren Eltern in den sonnigen Süden ziehen. Vielleicht werden sie mit viel Glück, erst nach Brutreife in vier Jahren, wieder zu uns zurückkehren.

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   „Die Störche, welche im  Winter nicht in den Süden ziehen werden wir weiterhin bei Schnee und Eis zu füttern, solange wir das Geld für das Futter zusammenkriegen, das haben wir Miggel Ewald versprochen“ -  meint Hilde und Rolf Heim.

 

2000-2005   

    Die Steinmaur Storchen Siedlung wird 20 Jahre alt. Sie hatte mitgeholfen, dass heute wieder rund 340 Störche in der Schweiz brüten. Vor 40 Jahren waren alle Horste verwaist. In Steinmaur nisten zurzeit vier Paare, eines davon besteht mit einem Storch aus Paris (deutlich erkennbar, durch das französische Geklapper!!) und einem Weibchen aus dem Thurgau.

     Seit fünf Jahren werden keine Störche mehr in Gefangenschaft aufgezogen, der Storchenschutz konzentriert sich heute darauf, die natürlichen Lebensräume der beliebten Schreitvögel zu erhalten.

 

    Heute müssen sich die Betreuer vom zahmen Storch „Harley“, der immer noch im geschlossenen Gehege lebt verabschieden. Er wurde von Hand aufgezogen und kann deshalb in der Wildnis nicht überleben. „Harley“ wird weiter in Berner Tierpark Dählhölzli die Besucher erfreuen.

 

 „Er ist mir sehr ans Herz gewachsen und es tut mir weh, „Harley“ ziehen zu lassen.“ - meint  Hildegard Heim, die den Storch in den letzten Jahren gefüttert hat.

   Bevor er in die Storchenbox getragen wird, hält sie nochmals seinen Schnabel.

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„Harleys“  Gehege wird jetzt von fünf  halbjährigen Schwarzstörchen aus dem Tierpark belegt, die ihre Kindheit in Steinmaur verbringen werden. Die Storchenart lebt eigentlich im Wald und ist bei uns sehr selten. Ob das Experiment mit diesen Vögeln auch wie bei den Weissstörchen gelingt, ist leider unbekannt.

 

                                                                 Der Schwarzstorch

 

Lebensraum:                      Wälder

Futter:                                 Frösche, Fische, Reptilien, Mäuse

Gewicht:                             2.5-3 Kilo

Spannweite:                      185 – 205 Zentimeter

Gelegegrösse:                   2-5 Eier

Brutdauer:                         32-38 Tage

Brütendes Tier:                 Weibchen und Männchen

Brutsaison:                        April- Juni

Lebensraum: Sommer;    Europa, Russland, China

                         Winter:      Afrika, Indien, Südchina

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​Hildegard Heim, Sie leiten seit 1992 die Storchensiedlung, was bedeutet es Ihnen?

 

     Viel Freude. Ich habe in all den Jahren viel über die Störche gelernt. Ihre Pflege und der Kontakt mit den Besuchern der Siedlung ist eine fröhliche       Arbeit.

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Weshalb haben Sie die Leitung der Siedlung übernommen?

    Ich pflegte ein sehr enges Verhältnis zu Miggel Ewald, der die Station vor 20 Jahren mitbegründet hatte. Als Miggel im Sterben lag, habe ich ihm versprochen, mich um seine „Märchenvögel“ (Störche) zu kümmern.

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Was fasziniert Sie an den Störchen?

    Die Eleganz wie sie sich in den Himmel schrauben und die würdevolle Art wie sie sich auf den Feldern bewegen.

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Können Sie sich ein Leben ohne Störche noch vorstellen?

    Ich glaube ganz Steinmaur, kann sich das nicht mehr Vorstellen.

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2001

   Auch Steinmaurs Störche werden von der elektronischen Zeit eingeholt. „Pumpi“ & „Steimi“ sind zwei von 15 Vögeln die für dieses Projekt auserkoren wurden. Der stattliche 3.9 Kilogramm schwere Storch wird ausgemessen und mit einem Sender „beglückt“. Ab jetzt, kann man immer sehen, wo sich „Pumpi“ aufhält. Solange bei „Storch Schweiz“ Daten von ihm eintreffen, wissen wir, dass es ihm gut geht. Man hofft, dass  rund die Hälfte der bestückten Tiere die Reise in den Süden überleben wird.

   Die Störche machen sich im August auf den Weg in die Sahel Zone in Afrika. Sie fliegen dabei an der Mittelmeerküste entlang zu den Pyrenäen, dann in südwestlicher Richtung nach Andalusien, Gibraltar und weiter nach Afrika.

    Die Vögel benötigen für die rund 8000 Kilometer vier bis fünf Wochen. Es scheint aber auch, dass es unter Störchen solche gibt, die nicht so sportlich sein wollen und ihr Ziel erst in sechs bis acht Wochen oder noch später erreichen. Dazu gibt es noch die ganz bequemen, die gleich in Spanien in den Ferien bleiben.

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    850‘000 Franken kostet das Projekt, welches von Sponsoren und Spendern von „Storch Schweiz „ finanziert wird. 7‘000 Franken ist allein ein Sender wert und die Kosten für eine Datenübertragung betragen ungefähr ebenfalls so viel. An Hand der Daten, wird auf einer Karte der Aufenthalt eingezeichnet und an ein Helferteam in der Nähe durchgegeben. So ist man schnell am Ort um ein Tier zu sichten.

 

       Von „Pumpi“ kam die gute Nachricht. Er hält sich im schweizerischen – österreichischen Grenzgebiet auf. Die schlechten Nachrichten betrifft „Steimi“. Er war längere Zeit in Deutschland. Leider verstummten seine Signale am 15.August. Man befürchtet, dass er verunfallt ist oder, dass der Sender nicht mehr funktioniert. 

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2004  

  Hildegard & Rolf Heim benutzen immer wieder die Gelegenheit, den Schulkindern aus der Umgebung einiges aus dem Leben der Störche zu erzählen.  

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                        So ertönte sicher bald,  in manchen Kindergärten das "Storchen Lied" von Werni von Äesch

 

                                    De Storch

 Text:

 

Ø  De Storch lauft ruhig und au stolz. Er suecht fürs Näscht Papier und Holz.

Und häts kei Holz, dänn wird er bös, er schwätzt druflos und wird nervös:

              - klapperdi,  klapperdi,  klapperdi, klapp,    klapperdi,  klapperdi, klapperdi, klapp,

    klapperdi,  klapperdi, klapperdi, klapp,  klapperdi,  klapperdi, klapperdi, klapp.

 

Ø  Er stelzet, pflotscht dur de Teich. Em Fröschli spillt er jetzt en Streich.

Doch isch es schnäller, springts devo, dänn schimpft de Storch und macht eso:

   - klapperdi,  klapperdi,  klapperdi, klapp,  klapperdi,  klapperdi, klapperdi, klapp,

     kklapperdi,  klapperdi, klapperdi, klapp, klapperdi,  klapperdi, klapperdi, klapp.

 

Ø  Wänns chalt wird flügt er wie de Blitz uf Afrika, es isch kän Witz.

Die Chelti haltet er nüd us, er zittret, schlottret, sisch en Gruus:

  - klapperdi,  klapperdi,  klapperdi, klapp,  klapperdi,  klapperdi, klapperdi, klapp,

    kklapperdi,  klapperdi, klapperdi, klapp, klapperdi,  klapperdi, klapperdi, klapp.

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PS. Das Lied mit Notenblatt, findest du in  PDF oder Word Datei in der Rubrik Storch "Info"

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2005-2010

 

2008   

 Im Neeracherried baute erstmals seit Jahrzehnten, ein Storchenpaar auf einem alten Pappelstamm beim, grossen Kreisel ein Nest. Einer der zwei Störche stammt aus Deutschland. Dass Männchen ist ein Wanderbursche. Geschlüpft ist er 2003 in Bad Waldsee (D), in den folgenden Jahren ist er im Aargau und je zweimal in Hombrechtikon und im Zürcher Zoo aufgetaucht. Dort blieb aber der Bruterfolg in der Entenanlage aus. Vom Weibchen liegen zurzeit noch keine Angaben vor. 

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In eigener Sache:  Ich vermute es ist der Storch Nr. HES SE 604 - von mir selbst ernannt „Zürihegel“. Jetzt nach diesen Infos, eher „Zürifrau“ - selber fotografiert und in Sempach gemeldet. Auf meiner Homepage www.foto-wefa.com, in Rubrik „Blog“ ist sein  Storchenleben zu erfahren.

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    Der Bau des Horstes sei ein richtiges Schauspiel gewesen. Die beiden Partner hätten sich offenbar gestritten und einander Anweisungen gegeben, wie man die kleinen Äste und Zweige in die richtige Position bringt. Dieses Verhalten wie man ein Haus baut, müssen sie sich bei uns Menschen abgeschaut haben. Am Schluss wurde das Nest noch mit Gras und Erde ausgepolstert, damit später die Kleinen auch weich liegen können.

Auch in Steinmaur auf der Kirche entsteht nach 19 Jahren wieder ein Nest. Ob es den Störchen tatsächlich mit diesem Standort ernst ist, - wird sich erst später zeigen. Zurzeit entsteht nämlich auch am Fischbach, auf einem alten Baum ein neues Nest.

 „Es ist auch möglich, dass die beiden noch eine kleine Meinungsverschiedenheit, betreffend ihres Wohnsitzes auszutragen haben“, meinte die „Storchenmutter“ Hilde Heim.

      

 

2010-2019     noch keine weiteren Angaben aufgefunden.  - In diesem Zeitraum wurde die Pacht und die Storchensiedlung von Brigitte & Rolf Scheuermeier übernommen. Leider fehlt aus dieser Zeit die Informationen und Transparenz über die Storchensiedlung. Leider wird die Siedlung in dieser Zeit eher als Privatbesitz mit wenig Kontakt und Infos an die Öffentlichkeit geführt.

 

2018

Im Sommer 2018 meldete sich meine Frau und ich als freiwillige Helfer in der Storchensiedlung. Mit viel Elan und Ideen machten wir uns an die Arbeit um der Storchensiedlung auch einen guten Weg in der Zukunft zu geben. Zuerst einmal entstand diese Chronik und ein eigenes Abteil auf meiner privaten Webseite. Da waren die Störche und die Enten in guter Gesellschaft mit anderen Vögel, Tieren und der Natur. 

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Im Herbst startete ich eine Unterschriftssammlung, dass die Gemeinden Dielsdorf und Steinmaur zusammen ein ToyToy WC in der Siedlung aufstellen würden.  - Aber weit gefehlt - wenn es um Geld geht - sind die Politiker plötzlich nicht mehr Volksnahe. Dank den Medien, "Zürcher Unterländer" und "Tele Züri " fanden wir einen Sponsor, Thomas Karl in Winkel ZH, der das WC als Superidee und mit einem grösseren Betrag jährlich unterstützen wollte. Es könne ja nicht sein, dass die Gemeinde bei dieser Idee nicht mitmacht.

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2019

                                                     Leider wurden wir bis zum Frühling Mai 2019 eines besseren belehrt.

 

Die Gemeinde verlangte über ca. 1000.00 Fr. für Baubewilligung, Honorar-. & Notarkosten, weitere Abklärungen mit dem Kanton. So lebt die Gemeinde Steinmaur ihre "Direkte Demokratie" zum Wohle  Ihrer Bevölkerung. Auch ich musste mir eine Info-Sperre seitens unseres Pächters und Leiter der Storchensiedlung gefallen lassen. Das führte unweigerlich dazu, dass ich kein Vertrauen mehr zu unserer Führung aufbringen konnte.

 

Nun es kam so wie es kommen musste: Meine Frau und ich wurden per sofort von der Leitung "ausgewildert" mit dem Grund, wir wollten ihnen die Storchensiedlung wegnehmen.

 

Fazit: Früher ging es um die Tiere - heute um den Besitz !

  (Es war einmal....!!! )

…. So endet auch vorläufig meine Geschichte. Ich hoffe ganz fest, dass das Leben der „Märchenvögel“  in der Storchensiedlung, auch in Zukunft kein Märchen sein wird, und dass sie auch weiterhin einen festen Platz in den Gemeinden Steinmaur & Dielsdorf behalten können.

 

 

    Nun, an dieser Stelle endet diese Chronik und wird tatsächlich nur noch als weiteres Märchen "... es war einmal ! " in die Zukunft gehen.

 

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Einige weitere Infos über das Storchenleben in Steinmaur

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Ø   Jeder Storch aus der Siedlung Steinmaur wird beringt und die Betreuer teilen der Mutterstation in Altreu regelmässig mit, welches Tier im Freigehege und in der näheren  Umgebung gesichtet wird.

 

Ø   Einige Steinmaur Störche wurden in Osteuropa gesichtet. Auch „Ginöffel“, ein Storch aus der Siedlung hat sich nach dieser Zeit im Zürcher Zoo niedergelassen.

 

Ø   Fütterung:  Im Sommer frisst ein Storch täglich ca. 300 Gramm., was ungefähr einen Zehntel seines Körpergewichts entspricht. Im Winter braucht er entsprechend mehr, täglich ca. 750 Gramm, um seine hohe Körpertemperatur von 41 Grad zu halten.

 

Ø    Wenn es kalt ist und stürmt, erzählt der Storchenvater Miggel Ewald, würden die Vögel den Kopf gegen den Wind halten und den Schnabel senkrecht ins Gefieder stecken, um vorgewärmte Luft einzuatmen.

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Die Storchenstationen in der Schweiz:

 

Aargau         Brittnau AG

                      Jonen AG

                      Möhlin AG

                      Muri AG

 

Bern             Büren an der Aare BE

                     Grossaffoltern BE

                     Kleindietwil BE

 

Basel Land   Allschwil BL

                      Oberwil BL 

Basel Stadt  Lange Erlen BS

                      Zoologischer Garten BS

 

Solothurn    Altreu/Selznach SO (Mutterstation)

                      Staad SO

 

St.Gallen      Uznach SG

                      Kriessern SG

                      Mörschwil SG

 

Thurgau       Kreuzlingen TG

 

Waadt          Demens VD

                     Avenches VD

 

Zürich         Oetwil am See ZH

                    Hombrechtikon ZH

                    Steinmaur ZH

                    Mönchaltorf ZH

 

Zug              Hünenberg ZG

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